Jahresbericht 2022

Die Arbeit des Lebendige Steine e.V. war im Jahr 2022 in vier Bereichen (Kidsclub, Jugendclub, Generationenclub, Lernförder- und Nachhilfeclub) organisiert. Darüber hinaus wurden sechs große Projekte durchgeführt. Zum Sommerfest und zum Adventsfest konnten wir jeweils über 200 Personen aus den Familien und der Nachbarschaft begrüßen. An Ostern und zu Erntedank gab es Angebote aus dem Bereich der christlichen Wertebildung für Familien. Wir sind dankbar für die vielfältige Unterstützung und geben an dieser Stelle gerne einen Überblick über die Tätigkeit der einzelnen Arbeitsbereiche in 2022.

Kidsclub

1998 gegründet feiert unser offener Kindertreff in 2023 sein 25-Jähriges Bestehen. Trotz infektionsbedingter Personalausfälle konnte der Treff im Jahr 2022 an 175 Tagen öffnen. Dies waren etwa 30 Tage weniger wie in den Jahren vor Corona. Die Entwicklung des Besuchs ist erfreulich und zugleich herausfordernd. Vor 10 Jahren kamen im Schnitt täglich 20 Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren, vor 5 Jahren waren es 24 und in 2022 begrüßten wir statistisch 38 Besucher am Tag. Trotz weniger Öffnungstagen kamen etwa 40% mehr Kinder zu unseren Angeboten. Der Spitzenbesuchertag war im Juni mit 80 Kindern. Wir zählen 112 unterschiedliche Kinder zu unseren Besuchern. Allein die Menge an jungen Menschen bringt eine besondere Belastung für das Personal mit sich. Neben zwei Hauptamtlichen konnten wir auf 3 Bundesfreiwillige und mehrere Praktikantinnen zurückgreifen.
Die Anzahl an Kindern mit Migrationshintergrund ist von 20% im Jahr 2012 über 36% im Jahr 2017 auf inzwischen 59% im Jahr 2022 angestiegen. Wir sind im Winter 2022 auch räumlich an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen. Deshalb haben wir an zwei Wochentagen nur noch ein Gruppenangebot für vier Gruppen á 20 Kinder. Es ist so besser möglich auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Menschen einzugehen und auch christliche Wertebildung anzubieten.
Im Umgang mit oftmals mehr als 50 jungen Menschen auf dem Gelände haben wir einen gestiegenen Bedarf an Fachkräften festgestellt, gerade zur Konfliktbewältigung zwischen den Kindern. Außerdem gehen oftmals die Nöte und Herausforderungen des Einzelnen unter.
Deshalb ist es unser Ziel, im kommenden Jahr neben zusätzlichen Fachkraftstunden für die Betreuung, auch eine zusätzliche Fachkraft für Kinderschutz einzustellen. Wir möchten mehr denn je hinsehen, was den Einzelnen bedrückt und wo auch Hilfestrukturen aktiv werden müssen. Außerdem möchten wir, dass sich jedes Kind wohlfühlen kann. Dazu gehört es auch, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Gewalt und Provokation keinen Raum haben.
Neben der Cluböffnung konnten wir zwei Ferienfreizeiten in Werben und Zethlingen sowie Tagesausflüge in den Tierpark und das Hallenbad in Stendal, zum Kinderfestival nach Havelberg, zu den Indoorspielplätzen in Stendal und Magdeburg und zum Elbauenpark in Magdeburg anbieten. Außerdem bieten wir in der Talentschmiede eine Voltigier-Gruppe, eine Kunstschul-Gruppe, einen Fußballtreff, eine Hunde-AG und Sportzeiten in der Turnhalle an.

Jugendclub Eckstein

Der „Ecki“, wie er liebevoll von den Teenagern genannt wird, wurde in 2022 im Kern von jungen Menschen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren besucht. Für die volljährigen Jugendlichen haben wir Sonderöffnungszeiten eingeführt. Der offene Treff war an 150 Tagen geöffnet. Im Schnitt wurde dieses Angebot von 14 Jugendlichen am Tag besucht. Zu Spitzenzeiten waren mehr als 30 junge Menschen vor Ort. Freitags fanden regelmäßig besondere Aktionen statt.
Wesentlich konstanter als im offenen Treff erreichen wir die Zielgruppe durch themenspezifische Gruppenangebote wie den „Rentner-Treff“ und die „VIP-Gruppe“, unsere religionspädagogischen Angebote zur persönlichen Lebens- und Werteentwicklung. Die Jugendband hat sich in 2022 nur selten getroffen, im Herbst konnte ein Nähkurs gestartet werden. Immer wieder war auch der Jugendgarten in Wahrburg Ziel von Gruppenaktionen.
Neben der offenen Arbeit und den Gruppenangeboten fanden Ausflüge nach Wolfsburg, Berlin, Arendsee, Klusberge und in den Harz statt. Wir haben auch am 1. Altmark Jugendfestival teilgenommen und Fahrradtouren in die Umgebung gemacht. Für eine Kleingruppe ging es zur STEPS-Konferenz nach Hessen, für eine weitere Kleingruppe als Nachtwache zum Teenager-Zeltlager ins Oberbergische Land und eine große Gruppe Jugendlicher fuhr über Pfingsten zum Jugendtreffen nach Görlitz. Zweimal wurde eine Freizeit in Bertingen durchgeführt und für die Volljährigen gab es als Highlight eine Ferienfahrt nach Spanien.
Wir leisten diese Angebote mit zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, einem Bundesfreiwilligen und ehrenamtlichen Kräften.
Durch die Vielfalt der Angebote konnten wir 79 unterschiedliche Teenager und Jugendliche in unseren Clubangeboten begrüßen. Es gelingt uns, Beziehungen aufzubauen und zu vertiefen. Durch unsere „Null-Drogen“-Politik im Jugendclub verlieren wir aber auch den Zugang zu einigen junge Menschen, die glauben, ihre persönlichen Herausforderungen und den gesellschaftlichen Druck nur im Rausch aushalten zu können. Hier möchten wir verstärkt präventiv arbeiten und ein aufsuchendes Angebot etablieren. Deshalb haben wir uns entschieden, zur Verstärkung des Teams eine Fachkraft für Jugendschutz neu anzustellen. Weiterhin ist der Bedarf an individueller Begleitung im Übergang Schule-Beruf sehr hoch. Es gelingt im Einzelkontakt einige junge Menschen in eine Ausbildung oder eine Anstellung zu begleiten. Aber auch hier braucht es noch mehr Personal und strukturierte Anstrengung, um auch diejenigen zu unterstützen, die nur selten in der offenen Jugendarbeit präsent sind. Dabei muss eine Zusammenarbeit zwischen Elternhaus, Schule und den jungen Menschen erreicht werden.

Generationenclub

Am 15.02.2018 wurde das Café Eckstein in der Heinrich-Zille-Straße 36-40 nach mehrmonatiger Vorbereitung seiner Bestimmung übergeben. Das Café öffnete auch in 2022 jeden Mittwoch, um mit Kaffee und Kuchen etwa 30 Besucherinnen und Besucher zu erfreuen. Montags treffen sich einige Personen zum Basteln. Seitdem die Volkssolidarität ihre Begegnungsräume in einer Nachbarstraße geschlossen hat findet nun dienstags das Rommé-Treffen mit 18-20 Damen in den Räumen des Cafés statt. Freitags trifft man sich zum gemeinsamen Spielenachmittag. Zweimal im Monat konnten wir ein Frühstücksangebot mit Andacht und Gespräch ermöglichen. Das Café hat sich als Treffpunkt für Senioren und Alleinstehende gut etabliert. Aufgrund der Altersstruktur kommt es jedoch immer wieder vor, dass wir Abschied nehmen müssen von BesucherInnen. Dies sind immer wieder besondere und emotionale Herausforderungen für unser Team, das mit zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und einer Bundesfreiwilligen, sowie Ehrenamtlichen, gut aufgestellt ist.
Wir sehen aber auch einen wachsenden Bedarf in der Arbeit mit den Familien des Stadtteils. So leisten wir Unterstützung in Form von Lebensmittelausgaben, Kleiderbasaren, besorgen Hygieneprodukte oder Möbel. Wir helfen aktuell etwa 50 Familien bei der Organisation eines regelmäßigen, kostenlosen Schulessens für ihre Kinder und unterstützen auch bei Amtsformalitäten. In vielen Wohnungen des Stadtteils begegnen wir Vereinsamung und Vernachlässigung, auch unter älteren Menschen. Oftmals fehlt ein offenes Ohr, jemand, der zuhört und Zeit hat. Der sich um notwendige Dinge kümmert und Unterstützung organisiert. Diese „Stadtteilkümmerer“ möchten wir finden und parallel auch einen Weg, diese Stellen zu finanzieren. In 2022 fand unsere erste Familienfreizeit statt und wir konnten erleben, wie hilfreich gezielte Angebote für (junge) Eltern sein können. Ab 2023 wird ein Projekt für junge Mütter starten. Wir hoffen, dass wir hier insbesondere Alleinerziehende in der Erziehung und Förderung ihrer Kinder gut unterstützen können. Dieses Angebot wird eigene Räumlichkeiten in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße 6 bekommen.

Lernförder- und Nachhilfeclub

Unsere Bildungsarbeit in der Otto-Lilienthal-Straße 26 wurde in 2022 von vier Mitarbeiterinnen in Teilzeit durchgeführt. Außerdem waren (Stand Jahresende) 7 Minijobber und eine Honorarkraft in der Nachhilfe tätig. So konnten wir durchschnittlich 60 Schülerinnen und Schüler unterstützen. Monatlich finden etwa 500 Nachhilfestunden statt. In persönlichen 1-zu-1 Kontakten kann intensiv gelernt werden. Eine weitere Mitarbeiterin bietet Lernförderung auch direkt in einer Schule an. Wir kommen durch diese Angebote auch regelmäßig in Kontakt mit den Eltern der SchülerInnen und können bei Bedarf weitere Hilfsangebote anbahnen.  Wir sind mit dem Nachhilfeclub an der Kapazitätsgrenze angelangt. Deshalb überlegen wir, im Jahr 2023 einen weiteren Standort für Nachhilfe in einem anderen Teil von Stendal-Stadtsee aufzubauen.

Finanzierung

Unsere Arbeit finanzierte sich nach dem vorläufigen Abschluss in 2022 zu 60% aus Förderungen und Zuschüssen, zu 25% aus Spendenmitteln von etwa 240 Einzelspendern und zu 15% aus Erträgen des Zweckbetriebs und des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs. Der Landkreis Stendal finanziert seit vielen Jahren eine 30-Stunden-Stelle und einen Teil der Betriebskosten. Die Hansestadt Stendal unterstützt anteilig die Betriebskosten des Cafés und der offenen Arbeit (Kidsclub/Jugendclub Eckstein). Die öffentliche Hand übernimmt dadurch etwa 6% unserer Kosten durch institutionelle Förderung. Darüber hinaus finanziert der Evangelische Kirchenkreis Stendal die Stelle des Geschäftsführers des Vereins. Wir haben das uns zur Verfügung stehende Geld zu 55% für Gehaltszahlungen an Mitarbeitende eingesetzt. Darüber hinaus wurden 41% in die Clubarbeit und Projekte investiert. 2,6% der Mittel wurden als direkte Unterstützung für Menschen in Not eingesetzt, 1% der Mittel flossen in den Aufwand des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs. Die Verwaltungskosten schlugen mit etwa 0,4% zu Buche.

Projektarbeit

Im Jahr 2022 haben wir mehrere geförderte Maßnahmen durchgeführt. Mit „Meine Zukunft im Landkreis Stendal“ und unserem Mikroprojekt „Selbsterfahrung Jugendgarten“ konnten wir junge Menschen im Rahmen der Berufsorientierung begleiten. Diese Programme wurden durch die Wirtschaftsförderung im Landkreis Stendal unterstützt. Das Projekt „Perspektive Bildung“ sorgte dafür, dass Familien in Bildungsentscheidungen für ihre Kinder unterstützt wurden und das Projekt „Perspektive Freizeit“ eröffnete gute Möglichkeiten zur wohnraumnahen Erholung für Kinder und Familien. Gefördert wurden diese Projekte im Rahmen des LEADER-Programms durch den Europäischen Sozialfonds. Im Rahmen der Nachwirkungen der Corona-Pandemie konnten wir über das Förderprogramm des Bundesverbandes der Soziokulturellen Zentren eine Unterstützung bekommen, um ein neues Objekt im Stadtteil, das sog. „Heizhaus“ für Veranstaltungen nutzbar zu machen. Es wurden Toilettenanlagen eingebaut, der Boden begradigt und eine Lüftung installiert. In 2023 möchten wir im Heizhaus schöne und wirkungsvolle Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien etablieren. Die Finanzen dieser Förderung stammen von der Bundesregierung. Ein weiteres Corona-Soforthilfeprogramm war „Aufleben!“. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung unterstützte durch dieses Programm zusätzliche Angebote in den Sommerferien, die wir gerne genutzt haben. Und nicht zuletzt unterstützt die Aktion Mensch unsere Gruppenangebote zur Integration von geflüchteten Menschen.

Personal

Lebendige Steine e.V. hatte zum Jahresende 2022 zwei Mitarbeiterinnen in Vollzeit, 12 Mitarbeitende in Teilzeit (zw. 15 und 36 Stunden), 6 Bundesfreiwilligendienstler und 8 Minijobber angestellt. Gemeinsam leisten diese 28 Personen über 600 Arbeitsstunden in der Woche. Dazu kamen in 2022 insgesamt 44 PraktikantInnen und Ehrenamtliche, die sich unterschiedlich intensiv für die Arbeitsbereiche einsetzen. Im Vorstand des Vereins sind drei Ehrenamtliche aktiv. Regelmäßig trifft sich das Team zu Dienstberatungen. Im Wechsel finden große Mitarbeiterrunden mit Frühstück oder Abendbrot statt. Neben einem Neujahrsempfang fanden 2022 eine Sommerfeier und Weihnachtsfeiern in den Arbeitsbereichen statt. Seit September treffen sich Mitarbeitende zum Teamsport und im Herbst verbrachte das Leitungsteam einige Tage zum Auftanken in der Sächsischen Schweiz.

Teamfoto (unvollständig) Stand Oktober 2021

Infrastruktur

Unsere Arbeitsbereiche sind auf verschiedene Gebäude aufgeteilt, da unser Haupthaus nicht mehr genügend räumliche Kapazität hat. Außerdem ist es uns durch die unterschiedlichen Standorte möglich, Menschen aus verschiedenen Ecken des Stadtteils wohnortnah zu erreichen.
Die WBGA vermietet uns zwei Wohnungen in der Otto-Lilienthal-Str. 26 für die Nachhilfearbeit und ab 2023 eine dritte Wohnung (Dr.-Kurt-Schumacher-Str. 6) für die Arbeit mit jungen Müttern. Die SWG stellt uns eine Wohnung in der Heinrich-Zille-Straße 36-40 für die Café-Arbeit zur Verfügung und vermietet uns das sogenannte „Heizhaus“ in der Käthe-Kollwitz-Straße für Veranstaltungen. In dieses Gebäude möchten wir weiter investieren, um einen Raum zu schaffen für Theater, Musik, Feste und Gemeinschaft. Unser Hauptgebäude in der Heinrich-Zille-Straße 5 ist nun fast 40 Jahre alt und stark sanierungsbedürftig. In 2022 ist unser Versuch gescheitert, das Objekt zu einem symbolischen Preis von der Hansestadt Stendal zu übernehmen, um es mit Fördermitteln sanieren zu können. Hier werden wir in den kommenden Jahren gemeinsam eine Lösung finden müssen, denn Kidsclub und Jugendclub Eckstein möchten diese Räume langfristig nutzen – in einem Zustand, in dem sich Kinder, Jugendliche und Mitarbeitende wohlfühlen können.

Wir freuen uns auf 2023! Danke für jede Unterstützung!
Herzliche Grüße aus Stendal – Samuel Kloft, Geschäftsführer